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Nach 17 Jahren ist alles vorbei. Zum Ende der Saison verlässt Marcel Reif den Sender Sky. Unser Kolumnist wird den polarisierenden Kommentator vermissen.
"Marcel Reif, warum?" – Es ist einer dieser Tweets, die Marcel Reif vor einiger Zeit im Rahmen der #LoveTweets vorgelesen hatte. Um die Frage einmal ganz schnell zu beantworten: Marcel Reif war und ist einer der besten Fußball-Kommentatoren in Deutschland. Er ist sprachlich so talentiert wie kein zweiter, zeigte immer Ecken und Kanten, kritisierte immer, wenn es angebracht war.
Wenn Reif kommentierte, war es wichtig. Allein durch seine Präsenz wusste der Zuschauer: "Heute geht’s um was". In all den Jahren blieb er einfach Marcel Reif. Egal ob irgendwelche Hater im Internet Petitionen gegen ihn starteten oder im Stadion mit Bier bewarfen. Marcel Reif wollte keine Freunde finden, sondern seinen Job so machen, wie er es für richtig hielt. Ob die einen ihn als Fan der Bayern oder die anderen als Fan des BVB bezichtigten, war ihm nicht wichtig. Warum auch?
Viele
würden Marcel Reif ab und an auch als etwas launischen Kommentator
beschreiben. Einer, der auch mal anfängt zu meckern, wenn ein Spiel
nicht dem entsprach, was er sich im Vorfeld gewünscht hatte. Spielte
eine Mannschaft dann totale Grütze, so sprach er dies auch aus. Damit
macht sich ein Kommentator natürlich nicht nur Freunde, aber es ist
ehrlich, authentisch und nicht wenige fordern dies auch. Ein Kommentator
soll ein Spiel begleiten. Wenn dieses einfach nicht gut ist, so hat er
auch das Recht, dies genauso auszusprechen.
Ulli Potofski schrieb in seinem Buch: "Nichts ist subjektiver als
die Einschätzung eines Sportreporters" – Viel besser kann man dieses
Thema nicht beschreiben. Marcel Reif tat immer eines: Polarisieren. Wenn
ein Kommentator dies tut, läuft vieles richtig.
Nachdem der Abschied im Internet bekannt war, gab es viele
unterschiedliche Meinungen. Die einen waren froh, dass Reif endlich
seinen Hut nimmt. Andere wiederum fast schon traurig, weil sie einen
Kommentator mit Charakter und vielen Eigenarten verlieren, der noch
heute so anders ist, als viele der Kollegen. Reif ist einfach Reif. Ein
Typ.
Gerade im Fußball wird immer wieder nach Typen verlangt. Marcel Reif
ist ohne Frage einer, zu dem diese Beschreibung passt. Wer sich ein
wenig mit dem Leben von Reif beschäftigt, der bekommt ein Gefühl dafür,
wie facettenreich und interessant der Mensch hinter dem bekannten
Kommentator ist. Er war nie everybody's Darling, aber das musste er auch
nicht sein.
Sein Kollege Fritz von Thurn und Taxis sagte am Freitag zur "Bild":
"Ich hätte mir gewünscht, dass er noch weiter macht." Dem schließe ich
mich an. Wir brauchen Persönlichkeiten, die anders sind. Auch am
Mikrofon. Marcel Reif wird fehlen. Vielen wird das aber erst auffallen,
wenn er eben nicht mehr irgendwo oben mit Brille und Schal an einem
Kommentatorenplatz sitzt.
Mit Reif geht ein Stück "Persönlichkeit" der Sportberichterstattung.
Ein Stück Bundesliga-Geschichte. Ein Kommentator, der uns über Jahre
hinweg viele besondere Momente bescherte. Der uns mal nervte, mal
verzauberte, aber immer er selbst war. Einfach ein Typ. Ich verneige
mich. Und genieße die Spiele, die uns noch bleiben.
Quelle: DF