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Apple gibt iOS 8 für alle Geräte ab iPhone 4S frei. Doch wie
schlägt sich das neue System? COMPUTER BILD macht den Test und zeigt
alle neuen Funktionen.
Nach langer Beta-Phase
veröffentlicht Apple das neue mobile Betriebssystem iOS 8. Und obwohl
sich iOS 8 optisch kaum vom Vorgänger unterscheidet, bietet die Software
allerhand neue Funktionen. Schnell wird klar: OS X, iPhone und iPad
rücken immer dichter zusammen. COMPUTER BILD zeigt in der folgenden
Übersicht, welche Features und Neuerungen das System bietet – und
verrät, wie gut diese in der Praxis wirklich sind.
Neue Funktionen
iOS
birgt eine Fülle neuer Features. Während sich das Design kaum
verändert, verbessert Apple insbesondere bestehende Apps, die nun
vollständiger und durchdachter wirken. Angefangen bei der Kamera-App: Mit iOS 8 bearbeiten Sie Ihre Bilder genauer, einfacher und professioneller.
Das
beginnt schon bei der Aufnahme. Fokus und Belichtung legen Sie separat
fest, ein Selbstauslöser hilft bei Gruppenfotos. Die Verwaltung der
Bilder hat sich ebenso verbessert wie das Teilen der Daten. Eine
konsequente Weiterentwicklung ohne große Überraschungen
Nachrichten und QuickType
Nachrichten
beantworten Sie künftig direkt aus dem Sperrbildschirm heraus und
löschen sie bei Bedarf auch dort. Ähnliches gilt für die
Benachrichtigungszentrale. Bei einer eingehenden Nachricht ziehen Sie
die Leiste einfach herunter und tippen eine Antwort. Genauso
funktioniert die Interaktion in sozialen Netzwerken: Gefällt Ihnen ein
Facebook-Eintrag, tippen Sie einfach außerhalb der App auf „Gefällt
mir“. Damit das Schreiben schneller funktioniert, erweitert Apple die
virtuelle Tastatur um die Funktion „QuickType“.
Diese
merkt sich, ob der Nutzer gerade einem Arbeitskollegen oder einem
Freund schreibt und macht beim Tippen Vorschläge für nachfolgende
Wörter. Soll es bei der manuellen Eingabe bleiben, bietet Apple
zukünftig eine systemübergreifende Einbindung alternativer Tastaturen von Drittanbietern wie „Swype“.
Der neue Chat
wirkt durchdacht und einfach, QuickType muss sich nach vielen
Reinfällen der automatischen Korrektur erst noch beweisen, überzeugte
aber im Test nicht zuletzt aufgrund sinnvoller Vorschläge und einer
intelligenten Erkennung der bisherigen Unterhaltung – selbst
Straßennamen und Arbeitgeber erkannte das System nach wenigen
Nachrichten.
Gesundheit und eHome
Mit Health
können Sie Ihre Aktivitäten aus allen genutzten Fitness-Apps mit
entsprechender Einbindung zusammenfassen. Überwachen Sie etwa per
Applikation Ihren Blutdruck und die Werte sind nicht in Ordnung, kann
Health automatisch Ihren Arzt kontaktieren. Nachteil: Unterstützt eine
bestimmte App „Health“ nicht, finden die Daten Ihren Weg nicht in die
Sammlung. Im Test kam es insbesondere auf das Endgerät an: Fehlen Ihrem
iPhone wichtige Sensoren, bleiben die gesammelten Daten überschaubar.
Ein
manuelles Nachtragen ist zwar möglich, aber in der Praxis völlig
unrealistisch. Hier gilt: Automatisch gesammelte Informationen bereitet
die App anschaulich auf, alle anderen Reiter und Kategorien bleiben
womöglich leer. Doch wer weiß, was sich Entwickler für die neue
Gesundheits-Zentrale noch einfallen lassen – „Health“ hätte das
Potenzial, sich zur ultimativen Selbstauskunft zu mausern.
Für das digitale Zuhause gibt es zukünftig auch eine solche
Schaltzentrale: Alle eHome-Anbieter haben derzeit ein eigenes
Nutzer-Interface. Deswegen hat sich Apple mit den Herstellern
zusammengesetzt und „HomeKit“ entwickelt. Die Plattform
bringt die Technik vieler Anbieter unter ein Dach. So können Sie etwa
Ihrem Haus bei entsprechender Ausrüstung per iPhone mitteilen, dass es
zur passenden Zeit alle Türen verschließen und die Lichter ausschalten
soll. Das funktioniert auch auf Sprachbefehl per Siri. Hier gilt
ebenfalls: Gehört Ihr Anbieter nicht zum Kreise der Eingeweihten, ziehen
Sie aus dieser Funktion keinen Nutzen. Eine gesonderte HomeKit-App gibt
es allerdings nicht. Hier sind die jeweiligen Hersteller gefragt.
Keine hohen Rechnungen mehr: Familienfreigabe
Mit der Familienfreigabe
durchstöbern Familienmitglieder die iTunes-, iBooks- oder
App-Store-Einkäufe der Angehörigen und laden sie herunter. Bis zu sechs
Mitglieder können mit unterschiedlichen Apple-IDs daran teilhaben. Gut
fürs Konto: Eltern stellen Apple-IDs für Kinder so ein, dass sie vor dem
Herunterladen kostenpflichtiger Inhalte die Erlaubnis der
Erziehungsberechtigten einholen müssen. Außerdem synchronisieren sich
Kalender und Fotostream aller zueinander gehörenden IDs.
Besonders
praktisch: Geräte der Familie finden sich unter „Mein iPhone suchen“
und lassen sich so auch von den Lieben leichter finden. Die jeweiligen
Funktionen und Verwaltungsrechte hängen vom Alter der Mitglieder ab. Hat
man seinem Kind bei der Anmeldung das falsche Alter eingestellt, sind
unter Umständen gewisse Funktionen geblockt oder zu leicht umgehbar.
Eine Änderung des Alters ist nachträglich nicht möglich – hier muss
Apple nachbessern.
Spotlight und Safari
Privates Browsen
und eine Übersicht der geöffneten Tabs machen Safari zu einer runden
Sache. Apple gelingt an dieser Stelle kein Quantensprung, aber
überfällige Funktionen erhalten endlich Einzug in die hauseigenen Apps.
Gleiches gilt für Spotlight.
Die Suche
beschränkt sich in Zukunft nicht weiter auf lokale Inhalte, sondern
bezieht auch Suchergebnisse aus dem Internet mit ein. Das ist praktisch
und durchdacht – die manuelle Auswahl gewünschter Ergebnisse lässt Raum
zur Eingrenzung. Ähnlich wie auch Mac OS X Yosemite bietet die neue
Suche interessante und oft relevante Vorschläge. Die wichtigste
Information, also die Suche lokaler Inhalte, gibt Spotlight nach wie vor
fehlerfrei und binnen weniger Sekunden an.
Unsinnig: Unlöschbare Apps
Health,
Tipps, Podcasts, iBooks, FaceTime, Sprachmemos, Rechner, Safari,
Kamera, Fotos, Karten, Passbook, Zeitungskiosk, Wetter, Kompass, Aktien,
Erinnerungen, Game Center und Notizen: 19 Apps, die auf einem frischen
iPhone vorinstalliert sind.
Diese Apps lassen sich nicht löschen!
Ergibt
es bei Programmen mit wichtigen Funktionen noch Sinn, dass sich der
Nutzer das System nicht durch unabsichtliches Löschen dieser Apps
zerstört, ist mindestens die Hälfte unnötig und störend. Leider geht der
Trend auch bei Apple mit jedem Update zu noch mehr Software – wer
allerdings seit dem ersten iPhone nicht einmal in die Aktien-App
geschaut hat, wird diese Entwicklung mit Sorge betrachten.
Geheime Extras
Was
iOS 8 auch ausmacht, sind die subtilen Änderungen unter der Oberfläche.
Kleine Schaltflächen zum Beispiel, die vormals einfach noch nicht da
waren. Apple bietet mit dem iPhone 6 Anrufe über WLAN –
praktisch vor allem, wenn der Empfang daheim mal wieder unterirdisch
ist. Leider steht die Funktion in Deutschland noch nicht zur Verfügung,
denn die Mobilfunkanbieter müssen WLAN-Telefonie erst freischalten.
Bisher tun das nur Telekom USA und EE im Vereinigten Königreich.
Ebenso
nützlich ist das neue Menü zur Batterienutzung: Wer schon immer wissen
wollte, warum der Akku schon wieder leer ist, sieht in den
iOS-8-Einstellungen genau, welche App dafür verantwortlich ist.
Kosmetisch gelungen ist der kleine Smilie, der den schnöden Globus
ersetzt, sofern Sie nur zwei Tastaturen nutzen und eine davon die
Emoji-Symbole beinhaltet.
Und wer
sich schon immer gefragt hat, warum Siri Musik nicht erkennt, erhält
unter iOS 8 die Antwort: Auf die Frage „Wie heißt das Lied“ meldet sich
die digitale Assistentin nun mit einem Link in den iTunes Store.
Besonders Nutzer mit wenig Speicherplatz dürften von iOS 8 profitieren:
Auf Wunsch speichert Apple Fotos in Originalgröße auf der iCloud und
behält optimierte Mobilversionen auf dem Endgerät – das spart ordentlich
Platz.
Das hat Apple vergessen
Nicht
alles ist Gold, was glänzt. Noch immer gibt es unerfüllte Wünsche, die
Apple auch unter iOS 8 nicht zu erhören scheint. Ganz oben auf der
Liste: die Einrichtung mehrerer Nutzer auf einem Gerät. Was für das
iPhone vielleicht nicht sonderlich nützlich erscheint, ist spätestens
auf dem iPad mehr als nötig. Auch die Split-Screen-Funktion kommt nicht:
Schade, denn für zwei Apps nebeneinander wäre auf dem großen iPad genug
Platz. Einfach wäre auch die Erweiterung der Familien-Funktion um eine
ähnliche Funktion wie Amazon FreeTime gewesen: Belohnungen für Bücher,
zeitliche Begrenzung von Spielen oder eine Sperre für bestimmte Apps –
die Basis ist da, aber es fehlt noch an Umfang.
Verfügbarkeit und Kompatibilität
iOS 8 kommt am 17. September als kostenloses Software Update für iPhone 4s, iPhone 5, iPhone 5c, iPhone 5s, iPod touch (fünfte Generation), iPad 2, iPad mit Retina Display, iPad Air, iPad mini und iPad mini mit Retina Display. Das iPhone 4 erhält nach vier Jahren keine weiteren Updates mehr. Das neue iPhone 6 sowie das iPhone 6 Plus werden ab Werk mit dem neuen Betriebssystem am 19. September ausgeliefert.
Fazit: Apple iOS 8
iOS
8 ist für jedes iDevice ein großer Zugewinn. Es wirkt schicker,
intelligenter und durchdachter als der Vorgänger. Bestehende Apps sind
vielseitiger und für Entwickler gibt es neue Möglichkeiten, das Gerät zu
nutzen.
Dazu zählen unter anderem auch die Öffnung
von Touch ID und das iCloud Drive. Doch obwohl Apple wesentlich offener
wirkt, bleibt das System eine geschlossene Sache. Software abseits vom
App Store ist weiterhin nicht erlaubt, einige Wünsche der Nutzer bleiben
wohl unerfüllt.
Gestört haben im Test vor allem die vielen
neuen Apps wie „Tipps“, die sich nicht löschen lassen und für alte
Apple-Hasen kaum einen Mehrwert bieten. Apple sollte die Wahl, welche
Apps auf dem Gerät bleiben sollen, unbedingt dem Nutzer überlassen. Eine
Vorschrift, mehr als 19 Apps mit sich herumtragen zu müssen, ist weder
zeitgemäß, noch sinnvoll.
Quelle: Bild