Echter Surround-Sound: Dolby Atmos

  • [Blockierte Grafik: http://www.digitalfernsehen.de/uploads/media/DolbyAtmos_teaser_top_01.jpg]



    Sind Sie bereit für den echten Raumklang?
    erstellt am 22.04.2015 von Christian Trozinski Eine Audioanlage mit 34 Lautsprechern klingt zunächst eher bedrohlich als bewundernswert, denn anders als im Kinosaal ist das Platzangebot im heimischen Wohnzimmer oft begrenzt. Warum Dolby Atmos dennoch die Audiozukunft gehört, ganz gleich, wie viele Lautsprecher Sie betreiben, verrät unser Hintergrundartikel.





    Was waren das noch für Zeiten, in denen CD-Klang im Stereoformat das Maß aller Dinge war und man mit platzsparenden Mitteln alles aus einer Aufnahme herausholen konnte. Doch spätestens, als man einen Film in Dolby Surround abspielte, wünschte man sich mehr: Die Stimmen sollten nicht mehr nur aus beiden Frontlautsprechern, sondern passend zum Bild sowie unabhängig vom Sitzplatz aus der Mitte kommen und Surroundeffekte dürften natürlich auch nicht fehlen - es war an der Zeit, die alte Stereoanlage auszumustern und auf eine echte 5.1-Heimkinoanlage umzurüsten. Seit dem Beginn der Mehrkanalära hat sich viel getan und es kamen stetig mehr Kanäle hinzu. Zuletzt versuchten Hersteller von Heimkinogeräten, über Höhenlautsprecher Raumklang zu simulieren. Doch selbst der größte Technikfan wurde es irgendwann leid, immer mehr Lautsprecher für immer weniger Fortschritt installieren zu müssen, denn Filmmaterial, das von der steigenden Anzahl von Lautsprechern tatsächlich profitiert, blieb aus. Es muss also eine gänzlich neue Lösung her, die die Brücke zwischen der Raumklangabmischung und der Anzahl der Kanäle herstellt: Dolby Atmos.
    Intelligenter Mix


    Dolby Atmos steht stellvertretend für räumliches Hören oder 3D-Sound, doch tut man der Technik unrecht, sie als technische Spielerei für einige wenige Technikfans abzutun. Im Kern ist Dolby Atmos ein Befreiungsschlag für alle, die Kinofilme erschaffen, denn bislang wurden Töne immer bestimmten Lautsprechern oder Lautsprechergruppen zugeordnet, auch wenn es inhaltlich gesehen keinen Sinn ergab. Je komplexer eine Filmszene ist (Musik, Sprache, Effekte mit unterschiedlichen Richtungsinformationen), desto schwieriger war es bislang, all diese Informationen auf wenige Lautsprecher herunterzubrechen. Und auch wenn Sie im Kinosaal von weitaus mehr Lautsprechern als im Wohnzimmer umgeben sind, hören Sie häufig die gleiche Toninformation, d.h. mehrere Lautsprecher geben schlicht ein und dasselbe Signal wieder. Dolby Atmos verändert dagegen die Logik der Datenspeicherung und Tonabmischung grundlegend.
    Objektbasiertes Audio


    Vereinfacht dargestellt ermöglicht es Dolby Atmos, Schallquellen nahezu beliebig im Raum zu verteilen. Der Toningenieur kann somit einzelne Objekte wirklichkeitsgetreu abspeichern und diesen die exakten Rauminformationen zuweisen, inklusive Tiefen- bzw. Höheninformationen. Unendlich ist die Rechenkapazität von Dolby Atmos zwar nicht, doch weit mehr als 100 Objekte können vom Toningenieur eingebettet werden und dies ohne den Speicherplatz zu sprengen, denn Objektbewegungen werden im Datenstrom als Vektoren gespeichert, was Speicherplatz spart. Im Kinosaal werden sämtliche Berechnungen über maximal 64 Tonkanäle ausgegeben, im Wohnzimmer immerhin noch über maximal 34 Kanäle (24 sind auf Ohrhöhe vorgesehen, zehn an der Decke). Doch 34 Lautsprecher werden derzeit weder von AV-Receivern unterstützt, noch kommt eine derartige Anzahl für eine typische Wohnzimmerinstallation infrage. Hier kommt die zweite Stärke von Dolby Atmos zum Tragen: die automatische Tonanpassung an das jeweilige System.




    Quelle: DF

  • Wie sich die Klänge zwischen den Lautsprechern verteilen, wird bei Dolby Atmos in einer separaten Sub-Tonspur innerhalb des Dolby-TrueHD- oder Dolby-Digital-Plus-Tracks festgelegt. Ältere AV-Receiver können mit den Dolby-Atmos-Zusatzdaten nichts anfangen, spielen aber wie gehabt die 5.1- oder 7.1-Dolby-Tonspur mit allen Toninformationen ab. Neueste AV-Receiver mit Dolby-Atmos-Decoder lesen dagegen zusätzlich die Dolby-Atmos-Daten aus. Der Trick besteht darin, dass die Objektbewegungsinformationen in Echtzeit vom AVReceiver ausgewertet und den angeschlossenen Lautsprechern zugewiesen werden und nicht mehr vom Toningenieur vorab für ein bestimmtes Abhörsystem optimiert werden müssen. Zukünftig reicht es somit aus, einen Tonmix mit Objekt-Zusatzinformationen zu erstellen, ganz gleich ob Sie Mono, Stereo oder Surround hören.




    Dolby Atmos im Wohnzimmer


    Im echten Kinosaal sind Sie häufig von weit mehr Lautsprechern umgeben, als es die Anzahl der Kanäle innerhalb der Tonspur vorsieht. Im Wohnzimmer verhält es sich meist anders herum: Fünf, sieben oder noch mehr Lautsprecher unterzubringen, ist eher die Ausnahme. Zwar ist Dolby Atmos abwärtskompatibel, doch richtig Spaß bereitet die neue Technik erst, wenn Sie mehr Lautsprecher als bislang üblich installieren. Dabei müssen Sie weder seitlich noch hinter dem Hörplatz zusätzliche Lautsprecher einplanen, sondern über Ihnen. Neben einer Deckeninstallation mit Einbaulautsprechern sieht Dolby Lautsprecheraufsätze vor, um die Nachrüstbarkeit zu vereinfachen. Diese bestehen meist aus einem Hochtöner, der innerhalb eines angewinkelten Gehäuses auf bereits installierte Front- und Rücklautsprecher gesetzt wird.

    Am besten klingt das Ergebnis, wenn Hauptlautsprecher und Dolby-Atmos-Aufsatz vom gleichen Lautsprecherhersteller stammen und die Decke Schallwellen reflektiert. Am Hörplatz soll die Illusion entstehen, dass die zusätzlichen Toninformationen von oben kommen. Besitzen Sie noch kein Mehrkanallautsprechersystem, werden Sie vermehrt auf Sets treffen, die diesen zusätzlichen, nach oben abstrahlenden Hochtöner bereits eingebaut haben. Der Verstärker bzw. AV-Receiver steuert die jeweiligen Front- und Rückkanäle doppelt an: sowohl den direkt nach vorn abstrahlenden Teil als auch den nach oben abstrahlenden Hochtöner.

    Wer ein 5.1-Set zu einem vollwertigen Dolby-Atmos-System ausbaut, muss somit vier weitere Deckenlautsprecher oder nach oben abstrahlende Lautsprecheraufsätze einplanen und der AV-Receiver muss dann nicht fünf, sondern neun Kanäle über die integrierten Endstufen antreiben. Wie bei jeder neuen Technologie steht und fällt die Begeisterung mit den passenden Inhalten. Im Gegensatz zum Kino, das bereits seit 2012 auf eine stattliche Anzahl an Dolby-Atmos-Filmen zurückblicken kann, müssen Sie sich im Wohnzimmer derzeit noch mit Demo-Discs oder dem Film "Transformers 4" begnügen. Hierbei liegen die Atmos-Zusatzdaten innerhalb der Dolby-TrueHD-Tonspur vor, diese ist allerdings nur im englischen Originalton auf der Disc gespeichert. Da auf Blu-ray-Discs häufig nur englische Tonspuren in bestmöglicher Qualität vorliegen, ist derzeit nicht vorherzusagen, wie viel Freude Dolby Atmos all jenen bereiten wird, die der englischen Sprache nicht mächtig sind.

    Für Fans besteht die Einstiegshürde darin, den bisherigen AV-Receiver auszutauschen und den Film erneut in einer Dolby-Atmos-Fassung auf Blu-ray-Disc zu erwerben. Allerdings können Dolby-Atmos-Receiver auch ohne Dolby-Atmos-Quellen sämtliche Tonspuren umrechnen. Zu unserer Überraschung verzichtet Dolby dabei auf ein neues Branding, sondern spricht schlicht von "Dolby Surround" - bisherige Kennzeichnungen wie Dolby Pro Logic IIz entfallen damit. Die Qualität der Hochrechnung dürfte dabei je nach Einmesssystem und Technik stark variieren. Wie sich Dolby Atmos im Klangtest schlägt, verrät unser Praxischeck.





    Quelle: DF

    • Bisherige 5.1- oder 7.1-Anlagen sollten im Idealfall durch vier weitere Deckenlautsprecher ergänzt werden (vier weitere Endstufen nötig)
    • Wer den Deckeneinbau scheut, kann Dolby-Atmos-Aufsätze verwenden (im Idealfall vom gleichen Hersteller wie Hauptlautsprecher)
    • Die Decke sollte eine Höhe zwischen 2,4 bis 4,2 Meter aufweisen und Schallwellen ausreichend reflektieren können
    • Nur aktuelle AV-Receiver mit Zusatzchip können Dolby-Atmos-informationen entschlüsseln und umrechnen
    • Blu-ray-Player sind in den meisten Fällen kompatibel, es ist aber häufig ein Softwareupdate vonnöten
    • "Transformers 4" ist die erste Blu-ray-Disc mit englischer Dolby-TrueHD-Tonspur, die Dolby-Atmos-Zusatzinformationen enthält





    Quelle: DF